Markus Anfang übernimmt zur neuen Saison den Trainerjob beim SV Darmstadt 98. Positiv-gespannt hat das Lilien-Umfeld die Anfang-Verpflichtung aufgenommen. Aber: Was ist Anfang denn für ein Typ? Darüber habe ich mit FC-Fan Klaus Baum gesprochen, der 1. FC Köln war bis April 2019 die letzte Trainerstation von Markus Anfang. Klaus ist im besten Sinne ein Kölner wie er im Buche steht: Seit Jahrzehnten Dauerkartenbesitzer beim FC, immer für einen Spruch gut und das Herz am rechten Fleck. Und nebenbei bei Heimspielen natürlich einer von 50.000 FC-Trainern im Stadion 😉
Wir haben uns im November 2018 beim Spiel 1.FC Köln gegen Dynamo Dresden kennengelernt und sind seitdem in Kontakt geblieben. Klaus seht Ihr in der Mitte, seinen Kumpel Jens rechts.
Lilien INSIDE: Klaus, Gude und Grüße nach Köln! Markus Anfang war beim FC sehr erfolgreich, wurde aber aber vor etwa einem Jahr Gegen Ende seiner ersten Saison in Köln entlassen. Nach dem 1:2 gegen Darmstadt 98. Jetzt wird er zu neuen Saison Trainer der Lilien. Was ist er für ein Typ?
Klaus Baum: Hallo Colin! Markus Anfang ist ein Guter! Hat mir sehr gut bei uns gefallen. Er kam immer als kumpelhafter Typ rüber, der sich zu 100% vor seine Mannschaft gestellt hat.
„Anfang lässt attraktiven Fußball spielen!“
Lilien INSIDE: Was fandest du gut unter ihm? Es hat ja insgesamt klasse funktioniert: 31 Ligaspiele, 18 Siege, 5 Remis, 8 Niederlagen. Auf dem ersten Platz liegend war nach einer kleinen Durststrecke die Niederlage gegen die Lilien dann aber zu viel und das wars für ihn. Hat bei vielen für Kopfschütteln gesorgt…
Klaus Baum: Also zunächst mal fand ich gut, dass ein gebürtiger Kölner den FC trainiert hat. Hatten wir lange nicht mehr. Aber noch viel wichtiger: Er hat einen attraktiven Angriffsfußball spielen lassen! In seiner Philosophie sind Tore extrem wichtig. Bestes Beispiel war das 8:1 in der Hinrunde gegen Dresden, bei dem ich ja einen sympathischen Mann aus Darmstadt kennengelernt habe. Da hat natürlich auch alles geklappt, da sind wir aus dem Trömmelchen ja gar nicht mehr rausgekommen, so viele Tore haben wir da gemacht (kicker-Spielbericht).Der Markus hat eigentlich immer mit zwei Stürmern spielen lassen: Meist Simon Terrode und Jhon Cordoba, die am Fließband getroffen haben. Das hat uns in Köln natürlich gefallen. Also, ich würde ihn jederzeit wiedernehmen. Schade, dass er, anscheinend nach internem Zoff, gehen musste und die Entwicklung nicht weiterführen durfte.
Lilien INSIDE: Er hat den FC im Sommer 2018 übernommen, nachdem Ihr frisch aus der Bundesliga abgestiegen wart. Inwieweit hat er Spieler in dem guten dreiviertel Jahr in Köln besser gemacht?
Klaus Baum: Den Jhon Cordoba…den hätte ich ja vorher kostenlos irgendwohin abgegeben (Stürmer Cordoba hatte in der Abstiegssaison in 18 Bundesligaspielen kein einziges Mal getroffen), aber: Den hat der Markus ja quasi in einen Superstürmer verwandelt, der ist total aufgeblüht. Nicht wiederzuerkennen. 20 Tore hat er insgesamt gemacht, und auch in der jetzigen Saison schon wieder zehn. Auch den Simon Terrode wieder zu solchen Leistungen zu treiben (29 Tore am Ende der Saison 18/19) war eine super Nummer. Klar, bei uns lief es, aber auch Dominic Drexler, Louis Schaub und viele andere waren unter ihm gut in Form und haben sich verbessert. Das hat er bei uns wirklich bewiesen, dass er Spieler entwickeln kann.
„Er kann Spieler besser machen!“
Lilien INSIDE: So viel Lob. Was fandest du weniger gut?
Klaus Baum: Durch seinen zielstrebigen Angriffsfußball waren wir quasi permanent im Risiko. Die Abwehr weit aufgerückt, bei Kontern standen unsere Abwehrspieler dann oft eins gegen eins. Aber, das wollte er so. Ihm ist das lieber als ein 0:0 zu ermauern, das wäre bei uns in Köln eh nicht gut gegangen. Und, manchmal hat er etwas fragwürdig gewechselt. Da lagen wir 0:2 hinten und er bringt Verteidiger für Verteidiger. Da haben wir auf der Tribüne natürlich alle gefragt „Mensch, Markus, wat soll dat denn“, aber in den Interviews danach hat er das meist sehr gut erklären können: „Bei ihm hat die Wade gezwickt, ich musste ihn runternehmen“ und so weiter.
Lilien INSIDE: Und wie hat er sich generell präsentiert? War er beliebt?
Klaus Baum: Ich fand immer, dass er fast mehr wie ein Spieler als ein Trainer gewirkt hat. Also, ganz nah dran an seiner Mannschaft, vielleicht mit Torsten Frings zu vergleichen als er bei euch war. Der Markus hat immer alle verteidigt, einen Spieler öffentlich anzählen, das gab’s bei ihm nicht. Er ist bodenständig und sympathisch rübergekommen, nie arrogant oder oberlehrerhaft. Er hat sich durch den Erfolg und den Aufbau der neuen Mannschaft schnell Respekt verschafft und konnte so natürlich bist fast zum Schluss auch sehr locker sein.
„Ihr habt ein gutes Gesamtpaket!“
Lilien INSIDE: Seine Verpflichtung wird in Darmstadt sehr positiv bewertet. Wieso glaubst du, hat er das Angebot der Lilien angenommen? Nach einem Verein wie dem FC hätte ich persönlich gedacht, dass er einen Verein unserer Größe wohl nicht mehr trainieren wollen wird…
Klaus Baum: Ich kenne ihn nicht persönlich, aber seine Mutter und seinen Onkel ganz gut. Die haben mir ihn so beschrieben, dass er jemand ist, der nicht lange nichts tun kann und schnell Lust hat, wieder was anzupacken. Ich denke, dass er von eurem Gesamtpaket angetan ist. Ihr seid doch ein sympathischer Verein, der gut dasteht. Außerdem ähnelt der Fußball, den Ihr zuletzt unter eurem Trainer Grammozis gespielt habt, seinem Ansatz. Den Weg will er sicher weitergehen. Ihr könnt euch auf einen offensiven, attraktiven Fußball freuen! Der Markus passt gut zu euch!
Lilien INSIDE: Dankeschön, Klaus! Das hört sich doch alles super an 🙂