- Auf ein Bier ins Augustiner…das ist sicher der Plan vieler Lilienfans, die am Wochenende nach München fahren.
Nur zur Sicherheit für jene, die es noch nicht mitbekommen haben: Der SV Darmstadt 98 reist am Samstag ohne die fünf gelbgesperrten Jerôme Gondorf, Peter Niemeyer, Marcel Heller, Konstantin Rausch und Kapitän Aytac Sulu nach München. Zum FC Bayern. Zum Rekordmeister.
Auf diesen ist Darmstadt in dieser Saison bereits zweimal getroffen, einmal in der Liga am fünften Spieltag und dann Mitte Dezember in München im Rahmen des DFB-Pokals. Die Liga-Begegnung ging mit 0:3 verloren, das Pokal-Duell mit 0:1. Beide Male hatte sich das Team von Dirk Schuster tapfer gewehrt und nicht kampflos ergeben.
Doch genau dies wird den Lilien nun von vielen Fußballfans in Deutschland unterstellt. Nämlich die Spieler absichtlich gegen die Bayern „pausieren“ zu lassen, damit sie im folgenden Match gegen Bremen wieder mitmischen können. So würden diese – eventuell, wohl oder ganz sicher absichtlich abgeholten – Gelben Karten den Wettbewerb verzerren.
Die Eintracht dient als Beispiel
Nun kann man darüber geteilter Meinung sein. Eintracht Frankfurt hat es während der ersten Armin Veh-Ära ähnlich gemacht: Vor etwas mehr als zwei Jahren fuhr die Eintracht am 19. Spieltag ohne die damaligen Stammspieler Carlos Zambrano und Sebastian Rode nach München, da beide bei der nächsten Karte gesperrt worden wären. „Wir brauchen sie (beim nächsten Spiel) gegen Braunschweig dringender“, sagte Veh auf der damaligen Pressekonferenz vor dem Spiel.
Die SZ titelte damals „Eine neue Form der Unterwerfung“, so etwas hätte es in der Bundesliga bislang noch nicht gegeben (Link zum Artikel). Vehs Entscheidung aus dem Februar 2014 ist zum besseren Verständnis noch mit diesem Fakt zu verbinden: Der FC Bayern war zu diesem Zeitpunkt 43 Spiele lang unbesiegt, was einen neuen Rekord bedeutete. Die Bayern waren somit damals noch furchteinflößender als sonst.
So verzichtete also ein erfahrener Meistertrainer wie Veh in dieser speziellen Situation auf zwei seiner besten Männer, um sie in der aus Eintracht- und auch aus objektiver Sicht viel wichtigeren Partie gegen den direkten Konkurrenten Braunschweig auf jeden Fall an Bord zu haben.
Das Spiel in München ging mit 0:5 noch glimpflich für die Frankfurter aus, gegen Braunschweig gewann die Eintracht dann eine Woche später mit 3:0. So sprang Frankfurt von dem fünfzehnten auf den zwölften Tabellenplatz, der Vorsprung auf den Relegationsrang in der Tabelle wurde durch diesen Sieg von einem auf vier Punkte ausgebaut. Die Eintracht wird am Ende Dreizehnter. Alles richtig gemacht, Herr Veh! Am Ende zählt nur der Klassenerhalt.
Darmstadt absolut chancenlos?
Wenn man also annimmt, dass sich die vier Lilien-Spieler die Sperren absichtlich abgeholt haben (Jerôme Gondorfs Verwarnung in der ersten Halbzeit ist sicher nicht in diesem Zusammenhang zu sehen), kochen sie also auch nur mit abgebrühtem Bundesliga-Wasser. Alles für den Klassenerhalt.
Und wer sagt eigentlich, dass in München ein Team aufläuft, das so absolut chancenlos ist?
Die Startelf könnte folgendermaßen aussehen (die Stammspieler aus den jüngsten Partien in großen Lettern, sonst die wahrscheinlichsten Optionen):
WAGNER
ROSENTHAL / Vrancic / Sailer
KEMPE Ivana / Sailer / Sirigu
JUNGWIRTH / Vrancic Stark / Gorka
Holland / Diaz CALDIROLA RAJKOVIC Garics / Jungwirth / Sirigu
MATHENIA
Mario Vrancic ist eh nahe dran am Team, ist derzeit so etwas wie der 12. Mann. Fabian Holland, Junior Diaz, György Garics und Marco Sailer waren bereits allesamt in der Saison eine Zeit lang Stammspieler – sie werden sich beweisen wollen. Und was ist eigentlich mit Milan Ivana, Yannick Stark und Sandro Sirigu? Diese drei haben in dieser Saison noch keine einzige Minute gespielt. Und werden bei einem Einsatz absolut darauf brennen, sich zu präsentieren und den Trainern zu zeigen, dass sie längst noch nicht abgeschrieben werden sollten.
Natürlich ist am Samstag von einer Niederlage auszugehen. Natürlich ist es so gut wie unmöglich, gleich fünf Stammspieler inklusive Kapitän gleichwertig zu ersetzen. Doch wäre es mit dem Lilien-Wahnsinn der vergangenen Jahre fast nur die logische Konsequenz, dass etwa ein Spieler wie Milan Ivana groß auftrumpft.
Und wenn nicht: Das wichtigere Spiel steigt am 27.02. in Bremen.
Stimmt’s, Herr Veh?!