24.06.15 /// Passt Mario Vrancic zu Darmstadt 98? Lilien INSIDE-Interview mit Paderborn-Kenner Julian Koch

Mario Vrancic ist der erste Zugang des SV Darmstadt 98 für die kommende Bundesliga-Saison. Den Namen kennt man als Fußballfan, doch was kann der neue Mittelfeldspieler eigentlich? Was zeichnet ihn und sein Spiel aus? Und vor allem: Passt er zu Darmstadt 98? Darauf antwortet im Lilien INSIDE-Interview mit Julian Koch, Chefredakteur von liga3– und liga2-online.de, ein ausgewiesener Paderborn-Experte.

 

Lilien INSIDE: Herr Koch, Mario Vrancic hat die vergangenen drei Saisons im Trikot des SC Paderborn absolviert. Sie sind ein Kenner des Vereins. Wie würden Sie Vrancic beschreiben?

 

Julian Koch: Er ist ein ballsicherer, dribbelstarker Mittelfeldspieler, der den genialen Pass über das halbe Feld spielen kann. Im Torabschluss kann er sich allerdings verbessern, manchmal möchte er den Ball ins Tor tragen. (lacht)

 

Lilien INSIDE: Dirk Schuster legt viel Wert auf Spieler, die regelmäßig an ihr Limit gehen und kämpfen können. Ist Vrancic solch ein Spieler, passt er zu Darmstadt 98?

 

Koch: Ich denke schon, auch wenn er bei Paderborn nie der kampf- bzw. zweikampfstärkste Spieler war. Aber wenn ihn der Trainer richtig einstellt, kann er das durchaus. Dennoch ist dieser Aspekt sicherlich nicht seine größte Stärke – das ist die Ballsicherheit, das ist die Technik.

 

Lilien INSIDE: Mit Hanno Behrens hat ein enorm zweikampf- und vor allem kopfballstarker Mittelfeldakteur die „Lilien“ verlassen. Ist Vrancic denn überhaupt ein geeigneter Ersatz?

 

Koch: Vrancic kann Behrens ersetzen, aber eben auf seine Art. Er ist nicht so zweikampfstark, kann der Mannschaft aber mit seinen Fähigkeiten im Spielaufbau und auch bei Standardsituationen helfen: Er schießt exzellente Freistöße und Eckbälle, auch wenn das in Paderborn aufgrund von Alban Meha etwas untergegangen ist.

 

Lilien INSIDE: Ist Vrancic ein Führungsspieler?

 

Koch: Das ist er auf jeden Fall. In der Aufstiegssaison und auch in der Schlussphase der vergangenen Spielzeit war er einer der besten Spieler beim SCP. Hin und wieder hat er eine geniale Idee, welche das Spiel in die gewünschte Richtung lenken kann. Von daher ist er bereits durch seine Leistung und sein Wirken auf dem Platz eine Führungspersönlichkeit, wenn er das Vertrauen spürt. Wichtig ist aber, ihn auf der richtigen Position einzusetzen: Er ist kein „Zehner“, also kein klassischer Spielmacher, aber auch kein Abräumer vor der Abwehr. In Paderborn hatte er die Nummer 8 auf dem Trikot, das passt schon sehr gut.

 

Lilien INSIDE: Können Sie sich an eine typische Vrancic-Situation im Spiel erinnern?

 

Koch: In seinem ersten Heimspiel für Paderborn in der Saison 2012/13 gegen den VfL Bochum erzielte er direkt zwei Fernschusstore und fügte sich überragend ein. So schön diese Treffer waren, sie zeigen aber auch ein wenig das Dilemma: Vrancic hat diese Tore drauf, aber er ruft diese Fähigkeit zu selten ab, schließt zu selten aus der Distanz ab. Außerdem kommt mir noch das Hinspiel gegen Borussia Dortmund in der vergangenen Saison in den Sinn (12. Spieltag, Anm. d. Red.): Dort hat er mit einem herrlichen Pass von der Mittellinie quer durch die Dortmunder Hintermannschaft den Anschlusstreffer zum 1:2 eingeleitet. Wichtig ist allerdings, dass es vorne einen Stürmer gibt, der seine Bälle auch verwerten kann.

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